Durch den sich schlängelnden Fluss hat man immerzu das Gefühl, die Stadt würde sich auf mehrere, gut voneinander isolierte Inseln verteilen. Und im Grunde ist es auch so. Ein dauerndes Gefühl der Überquerung entsteht, wenn man mit den Straßenbahnen über die Brücken gleitet, hinüber zur nächsten Insel, die dort hinten schon im Zwielicht wartet. Dagegen ist das Überqueren der Spree gar nichts, sie erahnt man nicht einmal über oder unter sich, denn Berlin hat seinen Fluss gut verbaut und versteckt zwischen all dem Beton. Hier aber atmet es noch, das Wasser, und während die Radlager kollern und quietschen, muss ich an das Kölner Rheinbrückengedicht von Arnold Stadler denken, den Kafka sicher auch nicht gerade geschätzt hätte, wegen seiner menschheitssehnsüchtigen Emphase, dessen Gedicht hier aber noch ein Äquivalent findet, wie es die heutigen Kölner Rheinbrücken, auf denen man so oft im Zugstau steht, schon gar nicht mehr hergeben. Stundenlang lässt es sich so von Insel zu Insel rollen, gleiten, schweben.