Ja, es gibt sie noch. Trotz all der wohlverputzten, restaurierten, neucolorierten Blöcke ringsherum. Man muss nur oft genug hinaufschauen, dann sind sie ohne Weiteres zu entdecken, bevorzugt im Stadtinneren, also weg vom Fluss, auch wenn ich dieses Exemplar genau dort fand, noch am Fluss. Ein Wohnhaus, spätes 19. Jahrhundert, voller traumhafter und bewucherter Balkone, schwarz wie die Nacht, die hereinbricht. Links und rechts stehen zwei Artverwandte, schon befreit von den Spuren eines Jahrhunderts urbaner Witterung. Schon von scharfen Wasserdüsen gereinigt. Schon so übertüncht, dass es keinen Zweifel mehr gibt: es ist heute.
Aber mein Auge zieht das andere an, dessen Fassade seit Kafkas Zeiten nicht mehr überholt wurde. Es scheint mir ein Mekka des Wohnens, das Licht hinter seinen Scheiben wirkt einladender, geselliger, die Balkontür ist leicht angelehnt, ich meine Stimmen zu hören und frisch zubereitetes Essen zu riechen; ein Leben in einem anderen Jahrhundert.